Sebastian Meschenmoser

 
„Ich hatte mir schon immer gewünscht, dieses Buch einmal illustrieren zu dürfen und habe mich enorm gefreut und gewundert, dass dies tatsächlich möglich ist.“

Abb.1: Motiv aus "Die unendliche Geschichte", Öl auf Leinwand

2018 geht ein Wunsch für Sebastian Meschenmoser in Erfüllung. Er erhält vom Thienemann-Verlag den Auftrag, Michael Endes Die unendliche Geschichte zum 40-jährigen Jubiläum der Erzählung neu zu illustrieren. 2019 erscheint die farbige Schmuckausgabe der Unendlichen Geschichte und erhält viel Aufmerksamkeit. „Eskapismus? Ach was! Illustriert von Sebastian Meschenmoser, gewinnt Michael Endes Die unendliche Geschichte eine Dimension dazu“, titelt die FAZ (Spreckelsen 2019). In 50 großformatigen Ölbilder erweckt Meschenmoser Endes Welt in farbigen Traumlandschaften zum Leben, die nicht ohne Grund an die surrealistischen Bilder Edgar Endes erinnern. Meschenmoser orientiert sich für die Motivfindung an Orten und Bildern, die Ende zeitlebens gesehen hat, die Ende inspiriert haben: „Michael Ende hat diverse bildnerische Zitate und Querverweise verwendet, die ich zu finden versucht habe, um möglichst authentisch das Phantásien zu erschaffen, welches er sich vorgestellt haben mag.“ (Meschenmoser 2019)

„Das Ergebnis ist bemerkenswert. Die Bildwelt Meschenmosers beeindruckt mit einer schillernden, expressiven Farbgebung und detailorientierten Illustrationen der vielfältigen Wesen, Landschaften und Ereignisse des Romans.“ (Stollreiter 2019) Die Ölbilder werden ergänzt um zahlreiche Bleistiftzeichnungen, die Meschenmoser nutzt, um zu illustrieren, „wie Phantásien beim Lesen, durch die Kraft der Fantasie des Lesers, entsteht.“ (Meschenmoser 2019) Insgesamt sei es ihm bei der Illustration der Unendlichen Geschichte wichtig gewesen, „einen möglichst starken Kontrast zum Film darzustellen und dennoch genügend Freiraum für die eigene Vorstellungskraft des Lesers offenzuhalten“, erklärt Meschenmoser im Interview mit dem Thienemann-Verlag.

 

„Bei meinen eigenen Geschichten sind Erzählung, Text und Bild viel enger miteinander verzahnt“

 

Vor Die unendliche Geschichte illustrierte Meschenmoser Kenneth Grahames Der Wind in den Weiden (2017) für den Nord-Süd Verlag, danach Michael Endes Die schönsten Tierfabeln (2023) für den Thienemann-Verlag. Er bebildert jedoch nur in Einzelfällen die Erzählungen anderer. Viel häufiger erzählt er eigene Geschichten, in denen Text und Bild in eine besondere Beziehung zueinander treten: „Die [unendliche] Geschichte selbst braucht […] nicht zwingend Illustrationen, um erzählt und erlebt zu werden. Bei meinen eigenen Geschichten sind Erzählung, Text und Bild viel enger miteinander verzahnt, da die Bilder etwas erzählen, was nicht im Text steht, aber für die Geschichte wichtig ist. Wenn ich der Autor einer Geschichte bin, kann ich […] Teile der Geschichte einfach nur durch Bilder erzählen lassen.“ (Meschenmoser 2019)

 

Abb: 2: Doppelseite aus "Herr Eichhorn und der Mond"

Mit Fliegen lernen legt er 2005 sein Bilderbuchdebüt vor. Es wird von Thienemann-Esslinger verlegt, wie alle folgenden 16 eigenen Bilderbücher. Das zweite Bilderbuch Herr Eichhorn und der Mond (2006) begründet nicht nur eine 7-teilige Reihe von Büchern und Geschichten um ein neugieriges und etwas naives Eichhörnchen, sondern wird auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. In der Jurybegründung heißt es, Meschenmoser spiele „mit der Naivität des Eichhorns ebenso wie mit der Wahrnehmung des Betrachters. Er zeigt ein großes zeichnerisches Talent, seine vitalen Figuren und zarten Landschaften wirken dabei wie skizziert. […] Ein künstlerisch verspieltes Buch nicht nur für Bilderbuchkinder.“ (Jurybegründung 2007) Auch die Bilderbücher Gordon und Tapir (2015) und Die verflixten sieben Geißlein (2018) überzeugen die Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises und werden nominiert. Die Jury lobt den „feine[n] und detailgenaue[n] Strich“, die „treffenden Körperhaltungen“ sowie die „hinreißende[.] Mimik der Figuren“. (Jurybegründung 2007)

 

Neben dem Eichhörnchen erhebt Meschenmoser einen Mops namens Mopsmann, ein Plumplori sowie ein Hühnerküken zu den Helden seiner Erzählungen. 2021 beschäftigt er sich mit sechs Hühnerküken, von denen in seiner Geschichte eines an kindlichen Allmachtsphantasien leidet. Das Titelhuhn Chick (2021) träumt davon, bald der „Bosshahn“ zu sein. Dieses Männlichkeitsbild stellt Meschenmoser jedoch im Verlauf der Handlung in Frage. Er nutzt hier das erste Mal den Comicstil, um „dynamisch und [...] schnell“ (Meschenmoser 2021) erzählen zu können. Dabei baut er auch eine Reihe von Zitaten bekannter Comics ein.

 

Abb. 3: Foto: Meschenmoser beim Malen © Anna Wasilewski

 

Meschenmoser ist jedoch nicht ausschließlich Kinderbuchillustrator und Bilderbuchautor/-illustrator. Von Hause aus ist er Maler. Von 2001 bis 2007 studierte er Malerei an der Akademie für Bildende Künste in Mainz bei Anne Berning und Klaus Vogelgesang. An der École National Supérieure d´Art Dijon studierte er 2006. Er ist als freischaffender Künstler auf zahlreichen (Einzel-)Ausstellung mit seinen, häufig großformatigen, Ölgemälden vertreten, die häufig farbige, dystopische Landschaften, anthropomorphe Tiere sowie Jagdmotive zeigen. Heute lebt und arbeitet er in Berlin.

 

 

Alina Behrend